Ein Holzhaus eindecken – für welche Bedachungslösung soll man sich entscheiden?
Das Dach muss im Laufe seiner Lebensdauer nun wirklich eine Menge aushalten. Es steht sozusagen an erster Stelle, wenn es um den Schutz gegen Wind und Sturm, Regen, Schnee und Hagel oder starker Sonneneinwirkung geht. Dabei soll es lange halten, dicht sein und die erste Schicht der Außendämmung bilden. Reden wir außerdem von Umweltfreundlichkeit sprechen, sind Ressourcenschonung, Herstellung und nicht zuletzt auch die Entsorgung am Ende der Lebensdauer entscheidende Argumente.
Hinzu kommen der persönliche Geschmack und die Chance, den Charakter des Holzhauses über die Dachgestaltung zu betonen. Es gibt inzwischen viele verschiedene Materialien in unterschiedlichen Formen und Farben für die Dachdeckung. Allerdings sind dem persönlichen Gestaltungswillen durch die kommunalen Bebauungspläne meist Grenzen gesetzt. Deshalb sollten sie ihn vorab unbedingt noch einmal prüfen. Bebauungspläne sind regional sehr unterschiedlich und reichen mitunter bis zur Festlegung der Fassadengestaltung z. B. über Klinker oder Form und Farbe der Bedachung.
Dachstein oder Dachziegel – wo liegen die Unterschiede der beiden beliebten Materialien?
Dem Laien sind die Unterschiede meist kaum bewusst, denn optisch können sie sich sehr gleichen und auch umgangssprachlich sind die Übergänge sehr fließend. So sprechen wir von Dachsteinen oder Dachziegeln, gemeint sind in beiden Fällen die Varianten aus Beton, oder von Dachziegeln oder Tonziegeln für die Tonprodukte. Oft ist gar nicht bekannt, dass es Materialunterschiede gibt. Deshalb hier die grundsätzlichen Unterschiede:
Dachstein oder Dachziegel – wo liegen die Unterschiede der beiden beliebten Materialien?
Der Betondachstein als moderner und kosteneffektiver Baustoff
Dachsteine, Betondachsteine, Betonziegel oder Betonpfannen sind ein weitverbreitetes Deckmaterial und bestehen aus Beton. Es ist eine Mischung aus Zement, Sand und Wasser, oft an der Außenseite mit farbigen Pigmenten getönt. Deren Beimischung wird während des Produktionsprozesses durchgeführt und erlaubt eine große Bandbreite verschiedener Farben und Farbabstufungen, die zur Fassade passend ausgewählt werden können. Um den Wunsch nach sehr individueller Farbgestaltung umzusetzen, ist der Dachstein eine gute Wahl.
Anders als Tonziegel werden Dachsteine nicht gebrannt. Stattdessen wird das fertige Gemisch in Wärmekammern getrocknet. Die Temperatur liegt bei 60 °C. Anschließend werden sie für einen Monat gelagert, um auszuhärten. Der Energieverbrauch ist also recht gering, was sich positiv auf die Ökobilanz auswirkt. Außerdem haben die geringen Energiekosten Einfluss auf den Verkaufspreis. Eine Dachdeckung aus Dachstein ist relativ günstig in der Anschaffung. Am Ende ihrer Lebenszeit werden sie nach heutigem aktuellen Stand der gesetzlichen Regelungen als reiner Bauschutt entsorgt. Dieser wird dann zerkleinert und neuen Steinen beigemischt. Die Dachstein-Produktion ist industriell und die Farbbeigaben jeweis herstellerspezifisch konstant. Folglich ist das Fertigungsergebnis immer gleich und kommt so beispielsweise einem Austausch defekter Steine oder einer Dacherweiterung entgegen.
Im Vergleich zu Dachziegeln ist ihre Historie relativ kurz. Erst seit etwa 150 Jahren sind sie am Markt und seit den 50-er Jahren des 20. Jahrhunderts gingen sie in die industrielle Fertigung. Das war der entscheidende Schritt zu ihrem endgültigen Durchbruch und ihrer weiten Verbreitung. Inzwischen sind sie für den Tonziegel ein echter Wettbewerber.
Gleichwohl können sie nicht in jedem Fall eingesetzt werden. So sind sie bei denkmalgeschützten Häusern aufgrund der Auflagen bei einer Dachsanierung tabu. Auch dann, wenn die Statik der Dachkonstruktion ihr Gewicht nicht oder nur mit Einschränkungen tragen kann, ist der leichtere Dachtonziegel das Bauelement der Wahl. Ein weiterer Nachteil liegt in ihrer Porenstruktur. Sie ist grober als bei der Tonvariante und kann deshalb mit deren extremer Witterungsbeständigkeit nicht Schritt halten. Insbesondere bei farbigen Dachsteinen kann es nach einigen Jahren zum Abtrag Farbschicht kommen, die auf der Oberfläche aufgebracht wurde. Sie verblassen dann nicht einfach, sondern die Betonfarbe kommt zum Vorschein und hinterlässt nach und nach das typische Betongrau.
Der Tondachziegel – altbewährt und immer noch hochmoderner Baustoff
Tondachziegel gibt es je nach Quelle bereits seit 3000 – 2500 v. Chr. Seitdem ist die Materialzusammensetzung immer Ton, Wasser und Lehm und gehörte und gehört nicht nur in Deutschland bei Neubau und Sanierung zu den häufigsten Dachdeckungen. Aufgrund seiner Materialzusammensetzung ist er der Gruppe natürliche Deckmaterialien zuzuordnen. Dazu gehören außerdem Riet, Schiefer, Stroh, Holz oder Dachbegrünungen. Metalldeckungen und Betonstein dagegen befinden sich in der Kategorie künstlicher Baustoffe.
Bis heute bestehen Dachziegel zu 60 Prozent aus Ton oder Lehm und zu 40 Prozent aus Wasser, womit die Poren gefüllt sind. Heute werden auch sie großen Stückzahlen industriell gefertigt. Dabei hat siech der Herstellungsprozess an sich aber kaum verändert. Nachdem der Ton abgebaut und aufbereitet wurde, wird er in einem weiteren Schritt der erforderliche Feuchtigkeitsgehalt eingestellt. Danach wird die eiche Masse zu einer Stange geformt und anschließend in der Presse mit der Faltung versehen. Von dort läuft die Stange über den Durchlauftrockner weiter in den Brennofen. Kurz vor Eintritt in den Ofen erhält der Strang bei Bedarf seine Engobierung oder Glasierung für Farbgebung oder zusätzlichen Witterungsschutz. Die Brenntemperatur liegt bei etwa 1000 Grad und sorgt damit für die extreme Witterungsbeständigkeit der Dachziegel.
Das Verfahren in Kombination mit dem leicht formbaren Ausgangsmaterial und den unterschiedlichen Behandlungsformen der Oberflächen macht Tondachziegel ausgesprochen vielfältig in Form und Farbe. Die Varianten reichen vom gewellten Klassiker über die abgerundeten Biberschwanzziegel bis zu mediterranen Romana-Ziegeln mit rauerer Oberfläche.
Farbvarianten entstehen über die Farbgebung des Ausgangsmaterials und die Veredelung im Herstellungsprozess. So entstehen über die Engobierung mit mineralischen Tonschlämmen auch rotbraune oder erdige Farben bis hin zu Schwarz. Glasierte Varianten werden tatsächlich mit einer Oberfläche aus hauchdünnem Glas beschichtet. Daraus ergibt sich ein deutlicher Glanzeffekt. Einen Einfluss auf Witterungsbeständigkeit oder Langlebigkeit haben diese Veredelungstechniken jrdoch nicht, sie sind allein optischer Natur.
Qualität, anhaltende Witterungsbeständigkeit und Langlebigkeit der Tondachziegel sind
auf die Kombination der Naturmaterialien mit dem Brennprozess zurückzuführen. Dadurch ist ihre Herstellungsbilanz beim Energieverbrauch jedoch nicht gut. Diesen Nachteil kompensieren sie über ihre Langlebigkeit und den geringen Entsorgungsaufwand. So liegt die Lebensdauer je nach Region bei 80 – 100 Jahren, wenn Moose regelmäßig beseitigt oder Wetterschäden schnell repariert werden. Wer also bei seinem Holzhaus Wert auf natürliche Materialien bis zum Dach legt, findet mit Dachziegeln eine sinnvolle Lösung.
Für welche Variante Sie sich entscheiden, hängt in einem hohen Maß von den Kosten, dem persönlichen Geschmack oder dem Wunsch nach natürlichen Materialien ab. Wenden Sie sich hier an Ihren Fachbetrieb, der Ihnen Vor- und Nachteile gerne detaillierter erläutert und Sie an Ihren Bedürfnissen orientiert berät.